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2019 - 2022

Gruppenaufnahme. Figuren aus "der große Gatsby"

GATSBY NACH F. SCOTT FITZGERALD EINE IMMERSIVE THEATERPARTY VON SPIEGELBERG PREMIERE: 22. SEPTEMBER 2022, KLUB BERLIN F. Scott Fitzgeralds Roman „Der große Gatsby“ ist nicht nur eine Hommage an die Goldenen Zwanziger, er ist zudem eine Reaktion auf seine Zeit. Nach der Spanischen Grippe und dem Ende des ersten Weltkrieges wollen die Menschen vor allem eins: Feiern und in eine Welt der Imagination, der Exzesse und der Freiheit eintauchen. 100 Jahre später laden wir ein zu einem Fest der Sehnsüchte und des Wiedersehens fiktionaler und realer Beziehungen, die sich 1922 wie heute im Rahmen einer Pandemie, des Kapitalismus und sozial-gesellschaftlicher Herausforderungen beflügeln und im Wege stehen. Auf der Party selbst mischen sich die Figuren aus Fitzgeralds Roman unter die Gäste. Sie unterhalten sich, flirten, gehen an die Bar und tanzen. Sie improvisieren mit den Gästen und begegnen sich immer wieder gegenseitig, um in entscheidenden Szenen des Romans zu agieren. Die Liveband „The Carraways“ spielt. Sie verbindet Zeitgenössisches mit der Musik der 20er Jahre. Inhaltlich werden Romanthemen wie Geld, Materialismus, persönliche Freiheit versus Gemeinwohl verhandelt. Es geht auch um das Rollenverständnis von Mann und Frau, die Ehe, die Liebe und das Fremdgehen. Themen, die eine Verknüpfung zwischen den 20er Jahren und heute zulassen. Der immersive Theateransatz ermöglicht unseren Gästen, mit den Spieler:innen zu interagieren. Durch das Eintauchen in das Gesamtgeschehen lösen sich die Grenzen zwischen Publikum und Spieler:innen auf, eigene narrative Räume werden kreiert, die es den Gästen erlauben, sich selbst miteinzubringen, einen eigenen Standpunkt zu formulieren und die Geheimnisse der anderen zu erkunden. Letztlich haben alle Gäste die Möglichkeit, abhängig davon, wohin sie ihren Fokus am jeweiligen Abend lenken, eine ganz eigene Version der Geschichte mitzuerleben und mit nach Hause zu nehmen. Unsere Gäste werden gebeten, sich am Dresscode der Goldenen 20er zu orientieren.

Partyfoto. Tom Buchanan und ein Gast des Theaterabends

Pressestimmen

„Tanzt, tanzt sonst sind wir verloren.“ Pina Bauschs legendäres Zitat passt auch zu diesem immersiven Theaterprojekt der besonderen Art. Stilecht, mit Darsteller:innen und Publikum im Dresscode der 20er Jahre, tauchte der Swing-Klub Berlinbar in die Welt der Goldenen Zwanziger ein. [...] Spiegelberg lässt den Zuschauenden viel narrativen Freiraum, um sich die Geschichte nach eigenem Ermessen zu gestalten. [...] Die Gäste entscheiden für sich, ob sie sich ins Getümmel stürzen, tanzen, mit den Spieler:innen in Kontakt treten oder den Status von Beobachtenden einnehmen. [...] Fitzgeralds messerscharfe Analyse der „Roaring Twenties“ als Intermezzo zwischen den Kriegen und Krisen bekommt so mehr Aktualität, als einem lieb ist." - Norbert Raffelsiefen, kritik-gestalten, 23. September 2022 „Das Spielfeld der Hoffnungen und Enttäuschungen [...] zeigt sich überall: An der Bar, im Foyer, im Saal. Diese Party darf gerne ausschweifen. Die Simulation gelingt. Schnell verflüchtigt sich die Distanz zwischen Darsteller:innen und Zuschauer:innen, werden vertrauliche Bande geknüpft, wird das Szenario um weitere Figuren erweitert. Neben der Story um den auf Jungmillionär Gatsby eifersüchtigen Möchtegern-Dandy Tom Buchanan sowie dessen „entliebten“ Gattin Daisy erschafft das Kollektiv durch direkte Ansprache neue Erzählstoffe in der Geschichte, die die Anwesenden in einen Sog aus Begierde und Euphorie zieht. Bei Musik, Tanz und Drinks traut sich bald das enthemmte Ego ins Abendlicht. Wer sein Leben nicht zelebriert, ist bereits tot. Ein Credo, wie geschaffen für den berauschten Untergang. Ein tragischer Zwischenfall sorgt schließlich für Ernüchterung und die Demaskierung eines Ideals, dessen Lebensmotto in drei blutenden Lettern auf allen Gliedern prangt: ICH!“ - Thomas Dahl, Choices, 13. Oktober 2022 „Mit dem Mut zur Lücke gestaltet Spiegelberg unter der Dramaturgie von Sarah Youssef und Katrin Mattila den Abend. Zwischen einigen entscheidenden Szenen des Romans, die von den Darstellern ausgespielt werden, herrscht die typische Dramaturgie einer Party. Ganz von alleine stellen sich hierbei die Vergleiche des Vergangenen mit dem Gegenwärtigen ein. Die Sehnsucht nach ausgelassenem Feiern nach der Corona-Zeit bricht sich Bahn, während die nächsten Krisenszenarien die fragile Feststimmung bereits wieder eintrüben. Angesichts des aktuellen Krieges in der Ukraine, der drohenden Weltwirtschaftskrise und den unabsehbaren Folgen der Energiekrise erscheint das nostalgisch angehauchte Partyszenario wie der sprichwörtliche Tanz auf dem Vulkan.“ - Norbert Raffelsiefen, Kölner Stadt-Anzeiger, 20. Oktober 2022

Daisy und Tom Buchanan, aus "der große Gatsby"
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© Gerhard Richter

DIE SIEBEN GEHENKTEN NACH L. ANDREJEW EINE IMMERSIVE THEATER-SOUND INSTALLATION VON SPIEGELBERG IN KOOPERATION MIT LTK4 - KLANGBASIERTE KÜNSTE Die Kurzgeschichte „Die sieben Gehenkten“ von Leonid Andrejew eröffnet unterschiedliche Einblicke in die Gefühls und Gedankenwelt von sieben zum Tode verurteilten Menschen. Es geht um Isolation, Angst, Selbstaufgabe. Es geht aber auch um Selbstüberwindung, Vertrauen und Freiheit. Spiegelberg entwickelt daraus hervorgehend eine immersive Theater-Sound-Installation zum Thema Tod und Sterblichkeit im Kirchturm der Kölner Lutherkirche. Drei Wochen an jeweils vier Abenden werden Besucher:innen dazu eingeladen, sich durch die fünf Installations-Räume zu bewegen, um mit den unterschiedlichen Facetten von Tod und Sterblichkeit in Kontakt zu treten. Im Zuge der Pandemie wurde der Tod schlagartig von einem eher privaten zu einem alltäglichen, gesellschaftlichen Thema. Der Tod ist abstrakt, so auch unser Verhältnis zu ihm. Er isoliert und verbindet. Er betrifft uns alle, doch wir verhandeln ihn oft allein. Dass menschlicher Kontakt und körperliche Nähe das Leben anderer Menschen gefährden kann, ist ein neuer Aspekt, der Überforderung schafft. So sehr wir versuchen, mit dem Verstand die neue Realität zu kontrollieren und uns in dieser zu orientieren, vernachlässigen wir dabei unsere menschlichen Gefühle und Bedürfnisse. Wir sind isoliert, wir warten, wir haben Angst. Die Angst vor dem Tod wird zur Angst vor dem Leben. Auch die sieben auf den Tod wartenden Figuren in Leonid Andrejews Erzählung sind in ihren Zellen isoliert und konfrontiert mit der Unausweichlichkeit ihres Todes. Ihr dringendes Bedürfnis, sich ihren nahenden Tod begreifbar zu machen und sich ihm gegenüber zu verhalten, inspiriert und provoziert Spiegelberg zu einer Reaktion, einem künstlerischen Versuch der aktuellen Ohnmacht etwas Lebendiges entgegenzusetzen.

Portrait des Schriftstellers Leonid Nikolajewitsch Andrejew

Pressestimmen

Nominiert für den Kölner Theaterpreis 2021 Kunstsalon Theaterpreis 2022 (3. Platz) „Diese Inszenierung ist anders. Sie lässt euch fühlen, spüren, schmecken. Kitzelt dabei das tiefste Wesen eurer Persönlichkeit und konfrontiert euch mit Gedanken, die ganz tief in euch verankert sind. Was ihr dabei fühlt, das ist allein eure Sache. Und doch sind wir in ihrer Quintessenz alle vereint...“
 - Tim Hildebrandt, Rheinerlei, 23. August 2021 „Der Zugang zum Turm führt einen in eine Art Zwischenreich, eine Twilight Zone, in der Zeit und Raum sich zu verwandeln scheinen. Bleibt man im untersten Stockwerk des Gebäudes noch mit einer Klanginstallation allein, bei der eine Art Foucaultsches Pendel meditative Stimmung erzeugt, so kommt es im weiteren Verlauf zum Kontakt mit den Künstlern. Von Stockwerk zu Stockwerk gilt es fantastisch anmutende Erlebniswelten zu durchschreiten. Mal sind es sieben Monitore, mal sieben Kopfhörer mit kurzen Audiobotschaften, die auf das Verbindende und Trennende des Todes verweisen. Beim Gang durchs Gebäude ist man Betrachter und wird gleichzeitig beobachtet. Das ganz persönliche Verhältnis zum Tod wird hier gleichzeitig gewürdigt und in einen gesellschaftlichen Kontext gestellt. Dass im Zuge der Pandemie die Isolation und Vereinzelung des Menschen eine ganz neue Dimension und Tragweite erreicht hat, bleibt dabei allgegenwärtig. Gleichzeitig vollzieht sich während des einstündigen Besuchs der Installation eine wundersame Metamorphose: Der Verstand, der die Situation zu kontrollieren versucht, macht dem Gefühl Platz. Die Konfrontation mit der Unausweichlichkeit des nahenden Todes hat ein reinigendes Moment. Ein Szenario, das auf den ersten Blick morbide und düster anmutet, entlässt die Besucher geradezu beschwingt und bewegt. Das ist auch den begeisternden Eintragungen ins Gästebuch abzulesen, die anstelle von Applaus das großartige Theatererlebnis würdigen.“
 - Norbert Raffelsiefen, Kölner Stadt-Anzeiger, 2. September 2021 „So verwundert es nicht, dass im ausgelegten Gästebuch der Eindruck einer spirituellen Reise vermittelt wurde, die in Bezug auf das gestörte Liebesverhältnis zwischen Leben und Tod zu heilen vermochte. Eine Fortsetzung dieses einzigartigen Trips durch Zeit und Verstand wäre wünschenswert.“
 - Thomas Dahl, Choices, 25. September 2021 GÄSTEBUCH „Welch ein Segen! Das ganze Gefüge an Installation, Menschen, Abfolge, Ton, Ausdruck, Stimmung ist wie ein tiefrührender Bilderbogen. Es hat in mir ein tief empfundenes Gefühl von Dankbarkeit ausgelöst. Trotz und mit dem Thema. Ein wahres Geschenk, diese Inszenierung!“
 - Caren K., 23. August 2021 „Danke! Ich war in anderen Welten. Und ich war ganz bei mir. So viel!“ - Doris P., 25. August 2021 „Ich musste an alle meine Familienmitglieder denken, die jung starben. Ich bin für ein paar Minuten sie geworden. Die Glasklänge im Turm waren göttlich, überirdisch...“ - Mariam Z., 26. August 2021 „Fürchtet euch nicht! Eine fantastische Erfahrung!“ - Norbert R., 27. August 2021 „Das war ziemlich cool und ich werde noch eine ganze Weile darüber grübeln müssen! Vielen Dank!“ - Lukas, 1. September 2021 „Unglaublich! Ein bleibender Eindruck. Ich bin tief berührt.“ - Winfried G., 1. September 2021 „Fantastisch! Das geht durch und durch und atmet eine Wahnsinns-Weite. Bin sehr bewegt.“ - Hans M., 1. September 2021 „Ich bin sprachlos durch den Tod und zurück. Wie schlimm, wie schön. Danke, dass ihr mich mitgenommen habt.“ - Markus, 2. September 2021 „Ihr habt mich sehr berührt und in Berührung mit mir selber gebracht. Und das einfach mal so! Grandios.“ - Maike, 4. September 2021 „Ich danke euch sehr für diese so unerwartet andersartige Reise. Erwartet hatte ich eine Besinnung auf meine Sterblichkeit, ein Gewahrwerden meines zukünftigen Todes. Bekommen habe die Bestätigung, am Leben zu sein!“ - Aron, 10. September 2021

„Ich lausche den öden Schneefeldern mit den Häufchen von gefrorenem Mist, die einer Reihe kleiner, verschneiter Grabhügel gleichen, und auch der zarten blauen Ferne, den summenden Telegrafenmasten, den Gesprächen der Leute.

 

Was mir die Felder und die Telegrafenmasten sagen, weiß nur ich allein."

 

(Die sieben Gehenkten. Leonid N. Andrejew)

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© Gerhard Richter

DIE SCHÖNEN UND DIE GENIALEN NACH O. WILDE UND DESSEN ROMAN "DAS BILDNIS DES DORIAN GRAY" EINE MULTIMEDIALE PERFORMANCE-INSTALLATION VON SPIEGELBERG Fünf Darsteller:innen, fünf Figuren und ihre Ateliers. Sie erschaffen sich, als auch das Werk des Oscar Wilde. Beeinflusst von der Avantgarde als auch dem Surrealismus, bestückt mit Texten von Shakespeare und Dalí, entsteht eine multimediale Performance-Installation. Im Bestreben der Darsteller:innen, sich selbst in der Inszenierung künstlerisch zu verwirklichen, zersplittert die anfängliche Einigkeit zu einem Kaleidoskop verschiedenster Ansichten. Die Inszenierung wird als Fremdbestimmung, als Kränkung der eigenen künstlerischen Wahrhaftigkeit wahrgenommen. Ein Ringen nach Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung entbrennt. Premiere: 2020 im Kunsthafen im Rhenania, Köln

Fünf Maskierte Performer:innen

​Pressestimmen

„Das Spektakel aus projizierten Bildern gibt sich als multimediale Performance-Installation aus. Das ändert nichts an den starken schauspielerischen Leistungen – nicht alleine der Brüder Jean Paul und Jonas Baeck, sondern auch von ihren drei Mitstreitern Katrin Mattila, Marlene Meissner und Marius Bechen. Der sprachliche Aufwand, mit dem Jugend, Hedonismus und Künstlerexistenz persifliert und dekonstruiert werden, ist enorm.“ - Thomas Linden, Kölnische Rundschau, 18. September 2020 „Es sind so viele starke Eindrücke, Ideen und schwindelerregend psychedelische Bilder, dass man daran erst einmal zu verdauen hat. Im Zwielicht der Projektionen folgt die Inszenierung stark der Traumlogik und Gemäldekomposition und lässt die Realität fragwürdig erscheinen. Dalís Vision scheint erfüllt: „Eines Tages wird man offiziell zugeben müssen, dass das, was wir Wirklichkeit getauft haben, eine noch größere Illusion ist als die Welt des Traumes.“ - Rosanna Grossmann, Choices, 18. September 2020 „Aus dem Spannungsverhältnis zwischen künstlerischer Selbstbestimmung und Narzissmus, zwischen Künstlerkollektiv und Selbstverwirklichung schlägt die Performance immer wieder fantastische Funken.“ „Das Ensemble um Jonas und Jean Paul Baeck, Katrin Mattila, Marlene Meissner und Marius Bechen variiert dabei zwischen gemeinsamem Spiel und herausragender Einzelaktion, wie einer Ballettnummer oder der Verwandlung eines Schauspielers in eine formbare Büste aus Ton. Die virtuosen Videoarbeiten verweisen auf die Projektionsfläche, die jeder Diskussion über Schönheit innewohnt.“ - Norbert Raffelsiefen, Kölner Stadt-Anzeiger, 29. September 2020 „Mit der Produktion „Die Schönen und die Genialen nach O. Wilde“ liefert das Künstler:innen-Kollektiv die perfekte Grundlage zur Neujustierung der eigenen Seele…" - Tim Hildebrandt, Rheinerlei, 2. Oktober 2020

Inspiriert durch „Das Bildnis des Dorian Gray“ von Oscar Wilde sucht das Künstler*innen-Kollektiv Spiegelberg eine gemeinsame Auseinandersetzung mit dem Thema Narzissmus und gerät dabei in ein Spannungsfeld zwischen gemeinsamem Schaffensprozess und individuellem künstlerischen Ausdruck. Ausgehend von einer persönlichen Recherche sowie dem jeweiligen künstlerisch schöpferischen Potential, beeinflusst von der Avantgarde als auch dem Surrealismus und orientiert an der Dramaturgie des Romans, entwickeln 14 Künstler*innen eine multimediale Performance-Installation. In dieser fügen sich die einzelnen künstlerischen Elemente zusammen und beziehen sich aufeinander. So dienen die Kostüme und fünf unterschiedlich zusammensetzbare Bühnenbildelemente als Projektionsfläche für eigens designte Videokollagen, die abgestimmt mit selbst komponierter Musik den fünf Performer*innen ihren Spielraum kreieren. Diese bedienen sich vertrauter sowie experimenteller Ausdrucksmöglichkeiten, von Schauspiel und Sprache, über Tanz und Gesang, bis hin zu Malerei oder Bildhauerei. Collagiert mit selbstgeschriebenen Monologen sowie Texten von Shakespeare und Salvador Dalí, verhandeln sie die Geschichte des Dorian Gray und balancieren dabei thematisch zwischen Schönheit und Hässlichkeit, Liebe und Hass, Schöpferischem Akt und Zerstörung. Zu Beginn ist das Bewusstsein des Einzelnen der „ausgestellten“ fünf Performer*innen begrenzt. Vielmehr erwacht mit dem Bemühen, die Welt in Sprache zu fassen, vorerst nur ein gemeinsames sinnliches Erfahren. Noch ist alles beinahe Eins. Noch ist alles beinahe Wir. Die fünf Körper der Erzählenden bilden einen „schöpferischen Pulk“, der sprechend eine Welt gebiert, und sich wiederum mit dieser Welt und ihrem Entstehen zusehends verändert und an Bewusstsein gewinnt. Es braucht nicht lange und aus dem ursprünglichen Wir entsteht ein erstes Ich. Die anfängliche Einheit und Harmonie zerfallen, der gemeinsamen Wahrnehmung wird ein individuelles Wahrnehmen, eine individuelle Perspektive gegenübergestellt. Der Pulk gebiert unterschiedliche Identitäten. Diese verkörpern immer wieder Figuren aus „Das Bildnis des Dorian Gray“, können dabei jedoch nie ihre Rolle als Künstler*in verlassen. In ihrem Bestreben, sich selbst in der Inszenierung künstlerisch zu verwirklichen, zersplittert die anfängliche Einigkeit zu einem Kaleidoskop verschiedenster Ansichten und Perspektiven. Sowie die Grenzen zwischen Wir und Ich immer wieder verschwimmen, verwischt auch die Trennung zwischen Künstler*innen und ihrem künstlerischen Werk. Die gemeinsame Suche nach Schönheit, ob im Selbst, in der künstlerischen Schöpfung oder der Betrachtung des Gegenübers entwickelt sich zum Wunsch, sich auf das Gegenüber auszuwirken, es zu bestimmen und sein Innerstes umzugestalten. Ein Ringen nach Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung entbrennt. Getrieben durch den Drang nach Schöpfung eines Kunstwerks, einem (Selbst-)Bildnis, das der Schönheit des Dorian Gray gerecht wird, werden dabei nicht nur Dorians seelische Abgründe offenbart, sondern auch die der künstlerischen Identitäten.

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© Gerhard Richter

Plakat zur Theaterproduktion "Raub, frei nach F. Schiller" von Spiegelberg

RAUB NACH F. SCHILLER
Eine multimediale Stückentwicklung von Spiegelberg

Vater-Sohn-Beziehungen sind oft geprägt durch eine innere Zerrissenheit. Auf der einen Seite Sehnsucht. Auf der anderen Ablehnung. Dies prägt das Spannungsfeld von „Raub nach F. Schiller“. Eine multimediale Stückentwicklung, welche die eigene Haltung zum Vater thematisiert. In einem Konflikt zwischen Verstand und Gefühl, zwischen Selbstbestimmung und Bedürftigkeit. Ausgangspunkt bilden die rivalisierenden Brüder Franz und Karl Moor aus Friedrich Schillers „Die Räuber“. Karl, Erstgeborener, wird vom Vater bevorzugt. Der jüngere Franz wird vom Vater vernachlässigt. Die Erwartungen sowie der Liebesentzug des Vaters wirken sich entscheidend auf das Leben der beiden Brüder aus und schüren brüderlichen Rivalismus. Auch die Brüder Jean Paul Baeck und Jonas Baeck wissen wie stark die Beziehung zum Vater den Lebensweg beeinflusst und sich auf die Haltung zum eigenen Bruder auswirkt. Im Rahmen von „Raub nach F. Schiller“ verknüpfen die beiden Schauspieler persönliche Erfahrungen, Sichtweisen und Haltungen mit denen der beiden Brüder aus Schillers „Die Räuber“. Anders als bei Schiller begegnen sich die beiden Brüder in „Raub nach F. Schiller“.

Programmheft von der Theaterperformance "Raub, frei nach F. Schiller" von Spiegelberg

​Pressestimmen

„Jean Paul und Jonas Baeck kreieren Stück für Stück, visuell sehr eindrucksvoll, ein Vaterbild, das einlädt, selbst zu reflektieren und zu erinnern – das ist der große Verdienst der Performance." „Eine rundum gelungene Spielzeiteröffnung. Von harmonisch über absurd bis aggressiv entsteht eine ausgesprochen spannende Dynamik zwischen den beiden echten Brüdern, die Brüder spielen. Wo das Spiel endet und der brüderliche Streit beginnt, wird nicht immer klar. Für die Zuschauer wird’s dadurch umso unterhaltsamer." „Ein amüsantes und visuell überzeugendes multimediales Experiment." - Fabian Schäfer, Report-K, 13. September 2019 „Die zwei Akteure versprühen dabei pure Spielfreude, liefern einen großartigen, manchmal sogar improvisierten Part ab. [...] Überzeugend ist auch die Dramaturgie mit ihren spielerischen Ruhepausen, so dass sich der Text setzen kann. [...] große Begeisterung, viel Applaus, was will man mehr. [...] eröffnete mit dem quirligen und humorvollen Stück [...] die Spielzeit in der Orangerie.“
 - Michael Schardt, Kölnische Rundschau, 14. September 2019 „Dabei kommt es im Laufe des hochunterhaltsamen Abends zu einer fruchtbaren Grenzüberschreitung zwischen autobiografischen, biografischen und literarischen Momenten.“ „Immer wieder meistern sie den dramaturgischen Drahtseilakt, die Nabelschau auf die eigene Beziehung in einen größeren Kontext zu stellen. Animationsfilme beleuchten amüsant, wie das Abarbeiten am Vater-Sohn-Verhältnis zur Sisyphos-Tätigkeit ausarten kann.“ - Norbert Raffelsiefen, Kölner Stadt-Anzeiger, 21. September 2019 „Du magst es kaum glauben, oder doch, sobald Du diesen Brief hier liest, aber das, was ich gesehen habe, es sagte mir ungemein zu." „Die Abfolge, in der solcherlei Spielereien [multimediale Präsentationen] integriert wurden, sie versprühte einen angenehmen Hauch von Abwechslung, fügte dem Ausgesagten Gewicht bei und ermunterte das Publikum zusehends." - Tim Hildebrandt, Rheinerlei, 24. September 2019 | Ganze Kritik hier online lesen

Fotomontage der Theaterproduktion "Raub" von Spiegelberg

© Gerhard Richter

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